Freitag, 4. März 2011

Los geht's

Inzwischen bin ich schon über 6 Wochen in Vietnam und meine Arbeit hat endlich angefangen.

Nachdem ich von Phu Quoc zurück nach Hanoi bin, gings ein paar Tage darauf dann nach Viet Tri, der Stadt , in der ich nun für das Jahr wohnen und arbeiten werde.
Die Stadt liegt ca. 80km nord-westlich von Hanoi und hat ca. 170.000 Einwohner und ist somit eher klein (besonders wenn man Hanoi gewohnt ist)
Da ich hier erst seit 3 Wochen wohne, kann ich sonst noch nicht allzu viel von der Stadt berichten, aber jetzt wo es wieder wärmer wird, werde ich versuchen mal etwas mehr rumzukommen und ein paar Bilder zu machen.
Meine Unterkunft hier teile ich mit Jonathan und Paul. Die beiden sind auch deutsch und mit der gleichen Organisation wie ich (ICJA) hier. Allerdings haben sie schon 6 Monate hinter sich und somit ihr Jahr bereits zur Hälfte beendet.
Der Plan in eine Gastfamilie zu kommen hat zwar leider nicht geklappt, das Leben mit anderen Freiwilligen hat aber auch seine Vorteile.
Man hat quasi keine direkten Vorschriften und es läuft allgemein ziemlich lässig ab, da man kommen und gehen kann wann man will, ebenso wie Leute einladen usw.
An den etwas anderen Lebensstandard gewöhnt man sich auch relativ schnell. Ratten sieht man immer mal wieder (wobei ich immer noch glaube, dass eine Katzengroße unter der Treppe lebt), Schimmel im Bad (den ich allerdings gerade versuche zu bekämpfen, was die anderen 2 noch für sehr Deutsch halten ^^) und Geschirr spült man draußen von Hand und mit kalten Wasser. Also nichts wirklich Schlimmes wie ihr seht ;)
Viel schlimmer sind da die Hähne, die direkt im Hof neben meinem Zimmer leben. Erstens haben sie null Zeitgefühl, was heißt sie krähen sehr gerne mal 2 Uhr nachts. Aber damit nicht genug, ein paar Häuser weiter leben wohl auch welche, und wenn die dann um 4Uhr anfangen, artet es in eine Art Battle aus, wer länger kann. Somit ist das „morgendliche“ Krähen gleich 10 mal am Tag, und mindestens 3mal davon, wenn man eigentlich schlafen will. Aber selbst damit noch nicht genug. Denn das „krähen“ hört sich alles andere als gesund an. Beim einen Nachbarhahn, lässt die Power irgendwie bei der Hälfte nach, was sich anhört, als würde man bei Musikboxen den Stecker ziehen. Der andere wechselt nach der Hälfte in eine tiefere Stimmlage die sich einfach nur Krank und unbeschreiblich anhört.
Aber auch daran werde ich mich wohl irgendwann gewöhnen.

Aber nun zu meiner Arbeit:
Ich habe quasi 2 Arbeitsstellen.
Meine offizielle ist an der Viet Tri High School. Dort unterrichte ich Englisch hauptsächlich in 12ten Klassen.
Allerdings läuft hier (besonders der erste!) Schultag ganz anders ab, als man es sich vorstellen hätte können.
Da die Schule mit ca 1500 Schülern relativ groß ist, läuft man meist an mehreren Klassenräumen vorbei. Somit richten die meisten Schüler ihre Aufmerksamkeit mehr auf mich während ich zu meinem Saal laufe, als auf den Unterricht, den sie gerade haben.
Das ganze endet dann in einem lautstarken Kreischen in der Klasse, die man betritt. Das könnte man etwas vergleichen mit dem Auftritt einer Boyband. Ist auf jeden Fall sehr abgefahren. Das ganze hat sich dann bisher auch direkt 9-mal wiederholt, in all den weiteren Klassen, die ich unterrichte ;)
Zu Beginn gibt’s dann erstmal ne kurze Introduction wer ich bin, wo ich herkomme, und natürlich wie groß ich denn bin (Vietnamesen gehen mir meist nur bis zur Schulter)
Da ich mit dem Unterrichtsstoff auch meist sehr schnell durchkomme, spielen wir dann oftmals Hangman, bei dem die Schüler auf einmal viel aktiver werden. Ich hoffe die nächsten Wochen wird der Unterricht noch etwas „unterrichtiger“, wenn sich die Schüler an mich gewöhnt haben.
Dennoch macht es (meistens) sehr viel Spaß zu unterrichten, auch wenn das ganze meist noch ziemlich spontan abläuft.
Meine zweite Arbeit  ist am Pharmaceutical College. Diese habe ich noch hinzugefügt, da die Arbeit an der High School, doch relativ gering ausfällt.
Hier unterrichte zwar auch nur englisch, aber da es sonst nicht viele Alternativen in Viet Tri gibt, ist es besser als nichts.
Hier sind die Schüler auch etwas älter (18-21), wodurch sie zumindest ein klein wenig ernster bei der Sache scheinen. Allerdings sind die Klassen hier teilweise bis 80 Leute groß, was es nicht immer einfach macht, alle zum zuhören zu bringen, bzw. davon abzubringen Fotos von mir zu machen (Ihr merkt schon, Weiße sind hier nicht die Regel)
Sonst läuft der Unterricht grob nach dem gleichen Schema wie in der High School.
Vor meinem ersten offiziellen Tag dort wurde ich noch vom Team zum Lunch eingeladen. Da darf natürlich der Reiswein nicht fehlen. Und wenn man dann noch zum Anstoßen eingeladen wird, MUSS man mittrinken. Schön das ich da direkt mal die Person war, mit der natürlich am meisten angestoßen wurde. Naja auch 8 Gläser Spiritus Reiswein auf fast nüchternen Magen um 12Uhr mittags lassen sich einigermaßen gut trinken und bereiten mich wohl auf größere Feste hier vor ;)

Abseits von dem offiziellen Unterrichten, haben wir auch noch mehrere Night Classes bei uns zuhause. Da kommen Schüler einmal in der Woche vorbei um einfach englisch zu reden. Da es sich dabei um kleine Gruppen handelt, und eine lockerere Atmosphäre vorherrscht, scheint es mir, dass das den Schülern viel mehr bringt.
Gleichzeitig lernt man so schnell Leute kennen und kann auch immer mal wieder nach Vietnamesischen Begriffen und der Aussprache fragen.

Sooo.. das nun erstmal hier zum offiziellen Teil und so.
Eine ganz tolle Neuigkeit gibt’s nämlich auch, ich habe nämlich endlich einen eigenen Roller :)
Ist zwar leider automatic und war teurer als ich ausgeben wollte, aber dafür läuft er auch relativ gut.
Und es macht einfach riesig viel Spaß damit rumzufahren. Auch der Verkehr in Hanoi ist irgendwie voll genial. Selbst wenn es auf den ersten Blick super chaotisch wirkt (naja, ist er eig. auch ^^) ist es dennoch gar nicht so schwer sich einzufügen. Es geht mehr darum ständig zu bremsen, wieder gas geben, wieder bremsen,..  da (besonders zur Rush Hour) die Straßen viel zu überfüllt sind.
Das Hupen ist wie in einem vorherigen Bericht bereits erwähnt allgegenwärtig. Das übernimmt man auch so schnell, dass man standardmäßig vor Kreuzungen hupt, bei Überholvorgängen hupt, und auch sonst immer wenn man es gerade für nötig empfindet. Denn hier muss man viel nach Gehör fahren. Hört man hinter sich eine Hupe fährt man langsam nach rechts, hört man eine laute Bushupe hinter sich, fährt man SCHNELL nach rechts ;) Auch sonst ist hier hupen nicht so das deutsche „Ey du Assi“-Hupen, sondern mehr so ein „hier ist jemand“-Hupen.
Generell sind die Vorfahrtsregeln hier nach Größe der Gefährte und nicht wie bei uns nach Marken ;)
Sobald es dämmert ist dann bei den meisten noch Fernlicht die erste Wahl, dass dadurch jemand geblendet werden könnte interessiert nicht.
Alles in allem macht es einfach super viel Spaß, und man ist auch viel flexibler, als immer Taxis oder Xe-Om‘s (Motorbike-Taxis) zu nehmen, die einen auch noch fast immer versuchen abzuziehen.

Sonst war ich nun auch endlich mal in einer Karaoke-Bar (nachdem ich einfach 10 Minuten vorher eingeladen wurde, weil ein Freund eines Freundes Geburtstag hatte). Da durfte ich direkt mal vor allen 2 Lieder singen.. immerhin englische ;)

Das vietnamesische Leben macht mir auf jeden Fall richtig viel Spaß! Selbst wenn ich ab und zu mal etwas europäisches Essen vermisse, vermisse ich Reis inzwischen viel mehr, wenn ich 2 Tage mal keinen hatte ^^

Tjoa, das wars erstmal wieder. Tut mir Leid das ich zur Zeit nicht öfters schreibe (manchmal auch gezwungenermaßen, da sich einfach keine Zeit findet, oder das Internet fehlt)
Ich werde mich aber weiterhin bemühen hier zu berichten ;)
Wobei ich auch denke demnächst wird es auch allgemein weniger Text geben, da sich nun langsam ein gewisser Alltag einstellt und es schwer ist darüber groß was zu schreiben.
Bilder müsste ich mal etwas mehr machen, da ich immer noch denke „joa..hab ja noch ein Jahr Zeit“ aber ich glaube das wird viel zu schnell vorbei gehen, sind ja nicht mal mehr 11 Monate die mir verbleiben. Auch die andern 2 würden gerne länger bleiben wie es mir scheint.

Bilder gibts diesmal leider nicht so viele, aber ich schau das ich die Wochen endlich mal mehr mache ;)
(Kommentarfunktion geht inzwischen auch für jeden. Das hatte ich ganz am Anfang irgendwie falsch eingestellt.)



Einen Strauß hab ich von einer Schulklasse erhalten, den andern vom Pharmaceutical College ;)
Eine der Nightclasses bei uns
Rechts der Eingang zu unserer Unterkunft...
...und die Straße vorm Haus

Die 2 Deutschen mit denen ich hier lebe